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AutorenbildBruno Schneebeli

Spieglein, Spieglein an der Wand ...


Unsere Tiere sind für uns da. Sie verstehen genau, welche Themen für uns in einer bestimmten Lebensphase wichtig sind, und sie helfen uns, sie für uns sichtbar zu machen. Tiere widerspiegeln häufig unsere innere Befindlichkeit. Wenn es uns gelingt, in solchen Phasen den Blick auf uns selbst zu richten, in uns selbst hineinzuhören und ihre Hinweise zu deuten, eröffnen sie uns Möglichkeiten, uns besser kennenzulernen, ein bestimmtes Verhalten zu ändern und zu wachsen. Ich möchte euch hier von einer persönlichen Erfahrung aus der jüngsten Vergangenheit erzählen.



Heute habe ich mir einiges vorgenommen. Ich möchte mir Zeit nehmen, um für meine Weiterbildung zu studieren und es warten noch zwei neue Bücher, die ich gefunden habe, darauf, gelesen zu werden. Ich spüre Unruhe in mir und entscheide mich, erst mal mit meinen beiden Hunden Teo und Emilia rauszugehen. Meine Unruhe überträgt sich auf Teo, was sich daran zeigt, wie lange ich brauche, um ihm das Halsband in Ruhe anziehen zu können. Auf dem Spaziergang zeigt sich dann die übliche Situation. Emilia bleibt immer zurück und nimmt sich die Zeit beim Schnuppern, sich umzuschauen, hinzuhören und ich muss sie immer rufen, damit sie weitergeht und bei uns bleibt. Teo hingegen, ist immer vorneweg. Die Nase am Boden lässt er sich treiben, immer auf der Suche nach Neuem und mit einer bestimmten inneren Unruhe unterwegs. Er verliert sich häufig und vergisst, dass wir auch noch da sind. Wenn ich ihn rufe, reagiert er meist kurz und wenn ich darauf bestehe, kommt er auch zurück. Aber danach sofort wieder los, um weitere Entdeckungen zu machen.


Ich fühle mich alles andere als im Frieden bin mit dieser Situation. Im Moment stresst mich vor allem Teo. Ich werde richtig wütend und spüre die Hilflosigkeit, wenn er losläuft und nicht mehr auf mich hört und mit mir verbunden ist. Es ist ein echter und - wie ich zu verstehen beginne – ein ernster innerer Konflikt für mich.


Dann kommen mir folgende Gedanken: Mein innerer Konflikt entsteht aus zwei Seiten von mir, die ich in letzter Zeit schlecht miteinander in Einklang bringe. Die eine Seite ist permanent auf der Suche nach Neuem. Sie lässt sich schnell begeistern und kann kaum stillsitzen. Sie hasst es, warten zu müssen und zurückgehalten zu werden. Es sind die beiden neuen Bücher auf meinem Schreibtisch. Die andere Seite ist diejenige, die sich gerne Zeit nimmt zum Verweilen und Vertiefen des Bestehenden. Sie hasst es, wenn sie gestört wird und wenn nicht genügend Zeit besteht, sich Neues wirklich in Ruhe anzueignen. Es ist das Studium im Rahmen meiner Fortbildung.


Und nun fällt es mir wie Schuppen von den Augen: meine beiden Hunde, Teo und Emilia, zeigen mir genau diese Situation! Teo geht vorneweg, immer die Nase am Boden, auf der Suche nach neuen Gerüchen. Manchmal ist er wie in einem Tunnel, hört nichts mehr, sieht nichts mehr, ruhelos in Bewegung auf der Suche nach der nächsten interessanten Entdeckung. Im Gegenteil dazu Emilia, die angezogen von einem Geruch stehen bleibt, sich ausgiebig Zeit lässt, jeden Grashalm zu beschnuppern und zu untersuchen. Das kann dauern und auch sie ist dann ganz in ihrer Welt und vergisst die Umgebung.


Ich liebe meine Hunde über alles und diese Liebe hilft mir die Situation plötzlich mit anderen Augen zu sehen. Es ist wunderbar, Teo zuzuschauen, wie glücklich er ist, wenn er auf Entdeckungsreise gehen kann und seine Neugierde ausleben kann. So fühle ich mich, wenn ich mich beispielsweise in das Abenteuer der Lektüre eines neuen Buches stürze! Und ich liebe es, die Ruhe und Konzentration von Emilia zu beobachten und ihre Hingabe zu Detail zu bewundern. So fühle ich mich, wenn ich mich in ein Thema vertiefen kann und darüber alles um mich herum vergesse. Und plötzlich spüre ich, dass ich mich selbst mit anderen Augen anschaue: ich kann liebevoll meine beiden Seiten wahrnehmen und nur schon das bewirkt, dass sich in mir eine innere Ruhe und ein Friede auszubreiten beginnt. Die Nervosität, die Gefühle von Wut und Hilflosigkeit sind wie weggeblasen und ich beginne mich, in der Mitte von Teo und Emilia wohl zu fühlen.


Ab jetzt wird jeder Spaziergang mit Teo und Emilia für mich eine wunderbare Möglichkeit, mich mit dem Thema meines inneren Konflikts liebevoll auseinanderzusetzen. Das Eindrückliche dabei ist: seit dem entscheidenden Moment, als mir die Verbindung zwischen meinem inneren Konflikt und dem Verhalten meiner Hunde auf den Spaziergängen bewusst geworden ist, verhalten sie sich anders. Nun wechseln sie in ihrem Verhalten ab. Manchmal ist Emilia vorne, manchmal bleibt Teo stehen – es ist alles viel entspannter geworden, so als wüssten sie, dass ihr Herrchen die Lektion verstanden hat und es nicht mehr nötig ist, ihn jeden Tag daran zu erinnern.


DANKE EMILIA, DANKE TEO !!!

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